Den Unterschied zwischen Gesetzen und Modellen kann man sich bereits am Beispiel des Federpendels vor Augen führen. Die Beobachtung zeigt, daß die Auslenkung des Federpendels eine periodisch wiederkehrende Funktion ist. Eine mathematische Modellierung der Bewegung wäre deshalb durch eine periodische Funktion möglich. Es sei die Periode des Oszillators. Dann wäre eine Sägezahnschwingung
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Eine solche Modellierung ist jedoch unbefriedigend, obwohl sie in der Praxis sehr häufig vorkommt. Es gibt eine unendliche Vielfalt von periodischen Funktionen, und jede dieser Funktionen hat mehrere Parameter (etwa ). In der Praxis geht man so vor, daß man aus der unendlichen Vielfalt der Möglichkeiten einige wenige auswählt, und dann die Parameter der gewählten Funktionen (hier ) solange an experimentelle Daten anpasst, bis ein Modell möglichst gut mit den Daten übereinstimmt. Dieses Vorgehen kann nur glücken, wenn sich das korrekte Modell zufällig in der Auswahl befindet. Die Wahrscheinlichkeit aus unendlich vielen Möglichkeiten das wahre Modell zufällig auszuwählen ist Null. Das Auffinden der korrekten Modellierung wäre also reiner Zufall. Dementsprechend häufig gibt es Abweichungen bei der Vorhersage neuer experimenteller Daten mit einem solchen Modell.
Die Gesetze der Physik schränken die Vielfalt der Modelle ein und geben allgemeine Richtlinien und Anleitungen zum Auffinden der korrekten mathematischen Modellierung der experimentellen Wirklichkeit. Ausserdem geben sie den reinen Fitparametern der mathematischen Modelle eine physikalische Interpretation. Für das Federpendel sind die allgemeinen Gesetze der Mechanik relevant. Newtons zweites Gesetz postuliert die Proportionalität der Kraft mit der Änderung der Bewegungsgröße (Impuls) nicht nur für ein Federpendel sondern für ausnahmslos alle mechanischen Vorgänge. Mathematisch formuliert lautet es
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